Ein Zufallsbefund, der mein Leben veränderte!

Diese Seite soll dazu dienen, Menschen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben, Mut und Trost zu geben!

 

Im November schickte mich meine Neurologin wegen Schwindelanfällen zum Schädel MRT. Ich ahnte nichts böses. Doch die Diagnose, die ich bekam lies den Boden unter meinen Füßen zerbrechen. Zuerst machte sich Fassungslosigkeit, dann schreckliche Angst breit.

Ich fiel und fiel und fiel, ich dachte "wach auf, wach auf, das ist ein Traum", doch leider träumte ich nicht. Ein lt. Radiologe 7 mm langes Aneurysma an der Mediatrifurkation!

 

 

Die Gedanken und Gefühle waren der Horror, ein Alptraum der nicht enden wollte. Da meine Oma auch ein Aneurysma im Kopf hatte, wusste ich was passieren kann! Die Angst, irgendwann eine Hirnblutung zu bekommen, gelähmt zu sein oder evtl. zu sterben machte mich wahnsinnig!

Nach dem ich bei meiner Neurologin vorsprach und sie mir zu einer Ausschaltung des Aneurysmas rat, dachte ich das ist ein Scherz, das kann nur ein Traum sein.

Ich fühlte mich leer, allein und völlig verzweifelt. Ich kann nicht sagen, wie viel Tränen ich in der Zeit vergossen habe, es waren unzählige. Wer kann schon mit dem Gedanken umgehen eine tickende Zeitbombe im Kopf zu haben.

Seit dieser Diagnose veränderte sich alles. Ich hatte angst meinen Einkauf zu tragen, ich hatte angst, wenn ich mich bücken musste, ich hatte angst wenn ich mal schneller gelaufen bin, ja selbst auf der Toilette kam die Angst und der Gedanke hoffentlich platzt es jetzt nicht.

Die Tage und Nächte wurden zum Horror. Ich wurde immer schreckhafter und hatte zu nichts mehr Lust. Kam jemand meinem Kopf zu nah, fing ich an zu zucken, meinen Kopf weg zu ziehen.

Jeden Tag, zu jeder Situation hatte ich mir einen Notfallplan gebastelt, was ich zu tun habe wenn ich Symptome bemerke, die auf ein geplatztes Aneurysma deuten. Gedanken, was ist, wenn ich es nicht schaffe den Notarzt zu rufen, wenn ich irgendwo auf der Straße einfach umkippe ließen mich fast durchdrehen. Auch wenn ich wusste, ein Aneurysma muss nicht platzen, war der Gedanke und die Angst immer da. Ja es muss nicht platzen, doch wenn ich eine von den wenigen bin, die ein Aneurysma haben, warum soll ich nicht auch diejenige sein bei der es platz?! Die Gedanken drehten sich im Kreis. Ich begann für das Aneurysma zu leben nicht mit dem Aneurysma.

Emotional am Boden machte ich dann einen Termin beim Neuroradiologen im Krankenhaus, denn so konnte ich nicht weiter leben.

Das Gespräch mit dem Neuroradiologen beruhigte mich nicht wirklich. Nach dem er mir erklärte, dass es zwar zwei Möglichkeiten gibt,

1. Die offene Operation mit Ausschaltung des Aneurysmas durch einen Clip („Clipping“) und

2. die endovaskuläre Behandlung mit Platinspiralen, als “Coiling“ bezeichnet, durch die Leiste

es für mich aber auf eine Operation am offenen Kopf hinausläuft, wusste ich nicht ob ich einfach aufstehen und weg laufen oder dem Arzt eine rein hauen sollte. Natürlich hab ich keine der beiden Gedanken ausgeführt.

Relativ schnell bekam ich einen Termin zur Gefäßsprechstunde, wo ich mit dem Neuroradiologen und der Neurochirurgin nochmal alles genau besprochen habe. Das war am 03.12.12! Mir wurde nochmal deutlich gemacht, dass ein Eingriff durch die Leiste auf gar keinen Fall in Frage, auf Grund der Lage des Aneurysmas und da ich noch zu jung bin, kommt! Natürlich hätte ich mich auch gegen jegliche Eingriffe entscheiden können, doch war für mich von Anfang an klar, mit diesem Ding im Kopf kann ich nicht leben, das muss raus, egal wie. Also habe ich mich spontan entschieden am 05.12.12 ins Krankenhaus zu gehen, da ich nicht bis 2013 hätte warten können, das hätte ich emotional nicht durchgestanden. Zumal hatte ich mich vorab im Internet schlau gemacht und lange drüber nachgedacht was ich nun als nächstes tun werde und somit stand die Entscheidung fest.

 

Glücklicher Weise gab es noch Termine zur Operation vor Weihnachten. Trotzt des Gedankens und der Angst Weihnachten evtl nicht zu Hause zu sein fuhr ich am 5.12.12 ins Krankenhaus - Angst, was kommt auf mich zu, gehe ich hier wieder auf beiden Beinen raus...

am 06.12.12 hatte ich eine digitale Subtraktionsangiografie. Dort wurden die Gefäße dargestellt - Lage, Größe des Aneurysma, das sogenannte Finetuning für die OP. Das Aneurysma war dann tatsächlich ca. 1,5 cm groß!

"bei der digitalen Subtraktionsangiografie wird ein Katheter bis in die Halsschlagadern (A. Carotis) und die Verbralarterien (A. Vertebralis) vorgeschoben und dort Kontrastmittel gespritzt (Injektion). Es werden Aufnahmen vom Kopf in jeweils drei Ebenen (lateral, saggital und 45° oblique) angefertigt."

(Bilder folgen)

Am 07.12.12 war es dann soweit, morgens um 7:15 Uhr kamen die netten Menschen in weiß und fuhren mich in Richtung OP. Mein Bauchgefühl half mir, nicht völlig durch meine Gedanken durchzudrehen!

Kurzweilig dachte ich dran aus dem Bett zu springen und einfach nur weg zu rennen, doch was hätte mir das gebracht, weitere Gedanken eine Zeitbombe im Kopf zu haben wollte ich einfach nicht haben. Also Augen zu und durch. Ich habe sozusagen einfach alles über mich ergehen lassen. Ändern konnte ich ja eh nichts dran.

Die Angst, die Gefühle, die Gedanken die ich hatte kann ich gar nicht in Worte fassen. Es war immer noch ein Albtraum der einfach nicht enden wollte.

Mittels Osteoplastischer Trepanation links fronto-laterale wurde dann in mikrochirurgischer Technik das Aneurysma geclippt.

"In der Neurochirurgie bezeichnet man mit Trepanation die Kraniotomie, also die operative Öffnung des Schädels, entweder um operative Eingriffe im Schädelinnern vorzunehmen oder auch zur Senkung des Schädelinnendrucks, des Hirndrucks. Die Öffnung des Schädels, einschließlich der Hirnhäute kann entweder in Form einer Bohrung oder auch eines ausgesägten Stücks Knochen geschehen. Bei derosteoplastischen Trepanation wird das aus dem Schädel entnommene Knochenstück wieder zum Verschluss der Operationswunde verwendet."

Schwup die Wup, war ich wach :) ich konnte reden, ich konnte alles bewegen. Juhu, ich lebe!

4 Stunden nach der OP wurde ein Kontroll CCT gemacht um evtl. Nachblutungen oder relevante Schwellungen im OP Gebiet auszuschliessen. Alles BESTENS!

Einen Tag lag ich auf der Intensivstation und kam danach dann auf die normale Station. Es war Samstag der 08.12.12 und ich wusste, noch 6 -7 Tage und ich kann nach hause. Die ersten Tage habe ich morgens und mittags 2 Paracetamol und Abends 20 Tropfen Novalgin gegen den Wundschmerz bekommen. Die Schmerzen waren erträglich. Zudem war die Freude, dass alles gut verlaufen ist, ich genauso wie vor der OP bin, so groß, dass ich an die Schmerzen gar nicht mehr gedacht habe.

Am Mittwoch, den 12.12.12 musste ich nochmal zur Digitalen Subtraktionsangiografie. Dort sollte nur nochmal nach gesehen werden, ob der Clip sitzt und alles io ist.

Mit einem komischen Gefühl im Bauch lies ich die Untersuchung machen.

Wieder machte sich Verzweiflung breit, denn leider wurde bei der digitalen Subtraktionsangiografie eine Restperfusion des Aneurysmas festgestellt, sodas eine Indikation zum Nach-Clippen gestellt wurde. Ich musste mich also entscheiden - OP ja oder nein. Horror, nein nicht schon wieder. Ich hatte die erste OP ja bereits sehr gut überstanden und mir ging es auch schon wieder gut, doch ein zweites Mal den Kopf aufmachen lassen war mir nicht geheuer.

Mein Familie kam zum Glück ziemlich schnell ins Krankenhaus und wir besprachen das ganze mit den Ärzten nochmal. Ich entschied mich dagegen. Nach einem weiteren Gespräch riet man mir, eine Nacht drüber zu schlafen und mich dann zu entscheiden.

Man wolle mich so nicht nachhause schicken, da das Aneurysma zwar kleiner ist, aber immer noch groß genug (7 mm).

Am 14.12.12 wurde ich dann ein zweites Mal mittels Osteoplastischer Re-Craniotomie links fronto-lateral und einem erneuten Clippen des Mediaaneurysmas linksseitig in mikrochirurgischer Technik operiert. Da die Vernarbung noch nicht eingesetzt hat und die Zugänge noch nicht verwachsen waren, sollte die OP schneller und einfacher gehen. Auf Grund intraoperativ festgestellten Vasus spasmen musste ich diesmal 3 Tage auf der Intensivstation beobachtet werden.

"Der Vasospasmus (lat. vas „Gefäß“ und altgr. σπασμός spasmós „Krampf“), auch Gefäßspasmus oder Angiospasmus (gr. ἀγγεῖον angeīon „Gefäß“ und -spasmus), ist eine plötzliche krampfartige Verengung eines blutführenden Gefäßes aufgrund eines Reizes. Dies kann zu einer Ischämie (Minderdurchblutung) des dem arteriellen Gefäß nachfolgenden Gewebes führen."

Unmittelbar nach der Operatino wurde eine erneute digitale Subtraktionsangiografie gemacht. Hier zeigte sich im Bereich des Mediafurkations-Aneurysmas kinks unter dem Clip ein minimaler Rest. Dieser Rest ist lt. den Ärzten nichts wo man Panik oder Angst haben muss. Ich muss lediglich in größeren Abständen zur Kontrolle.

Den ersten Tag nach OP Nr. 2 war ich ziemlich müde und hab nur geschlafen, am 2 Tag hätte ich schon wieder aufstehen können, was ich nicht durfte. Von den Vasus spasmen habe ich nichts gemerkt und habe auch bis jetzt keine Auswirkungen davon!

OP Nr. 2 also auch bestens überstanden. Endlich durchatmen und freuen, das Leben geht weiter.

Am 21.12.12 wurden mir dann die Tackernadeln aus dem Kopf gezogen und ich durfte dann endlich das Krankenhaus verlassen.


So sah die Narbe 4 Tage nach Entfernung der Tackernadeln aus.

 

Die ersten Tage zu Hause habe ich noch 3 mal am Tag je 2 Paracetamol 500 genommen und viel geschlafen, was mir echt gut tat.

Heute ist der 05.01.2013 und ich nehme nur noch ab und an 1 -2 Paracetamol 500, meistens nur Abends.

Ab und an zwicken mich die Nerven in der linken Gesichtshälfte oder die Narbe puckert wenn der Blutdruck ein wenig gestiegen ist, die Kopfhaut fühlt sich ein wenig taub an und mittlerweile juckt es :) Ein Gutes Zeichen das es heilt.

Die Narbe ist sehr gut verheilt und es ist auch kein Schorf mehr drauf. Die Haare wachsen auch schon ordentlich nach. Ich bin noch ein wenig müde und ziemlich schnell erschöpft, alles normale Reaktionen des Körpers, denn zwei Operationen innerhalb 1 Woche sind auch für einen gesunden Körper nicht ganz ohne. Und schlafen tut ohnehin gut.

Zumal: Wer schläft sündigt nicht!


so sieht die Narbe 3 1/2 Wochen nach der OP aus

Ab und an kommen nochmal einige Gedanken und Gefühle hoch, manchmal fließen noch ein paar Tränchen, doch die Zeit heilt alle Wunden und so ein Horror muss ja auch erst mal verarbeitet werden.

In der Zeit von Diagnosestellung bis zu dem Tag als ich nachhause kam war ich nicht wirklich ich. Es hat sich alles so unecht angefühlt. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt...... wie in einem Albtraum..

Das Aneurysma war ein Zufallsbefund, der Schwindel ist von heut auf morgen nach Bekanntgabe der Diagnose verschwunden und hat auch mit dem Aneurysma nichts zu tun, ich nenne es:

ES WAR MEIN GLÜCK, DASS ES ERKANNT WURDE!

Mir ist in der Zeit einiges klar geworden.

Es ist egal wie viel Geld man hat, es ist egal welches Auto man fährt, es ist egal wie groß das Haus ist -wichtig ist das man gesund ist und Menschen um sich hat, die einen lieben und zu einem halten, mit denen man auch durch schwere Zeiten gehen kann.

So schlimm die Diagnose, die Gedanken und Ängste für mich waren, es war das beste was mir hätte passieren können. Die Bombe ist entschärft.

Manchmal fragt man sich warum geschehen Dinge - manchmal müssen Dinge geschehen um schlimmeres zu verhindern.

Manchmal fragt man sich nach dem Sinn - der Sinn ist nicht immer sofort erkennbar, doch der Tag kommt, an dem man den Sinn erkennt.

Manchmal fragt man sich, warum ich - manchmal muss man es selbst sein, um wieder aufzuwachen, das Leben zu geniessen, das zu schätzen was man hat, zufrieden mit dem zu sein was einen umgibt.

 

Wenn sich jeder mal hinsetzt, in sich geht und sich Gedanken drüber macht, was ein Glück er eigentlich hat, wäre vielleicht viel zufriedener mit sich und seinem Leben.

BEI MIR HATS FUNKTIONIERT - LEIDER MUSSTEN ERST ZWEI OPERATIONEN DAZU FÜHREN, DASS ICH AUFWACHE!

Egal wie hart und schwer das Leben manchmal ist, alles hat einen Sinn, auch wenn man ihn nicht sofort erkennt, geb nie auf - es lohnt sich immer zu Kämpfen.

Es ist unglaublich wieviel Kraft man hat wenn man sie braucht!

Allen, die in einer ähnlichen Situation stecken, vor Entscheidungen stehen, Verzweiflung und Angst verspüren, möchte ich einfach nur Mut und Zuversicht geben. Es gibt immer einen zweiten Weg, der sich lohnt zu gehen!

 

Hier ein paar Lieder, die mir in der Zeit sehr viel Kraft gegeben haben:

So, ihr Lieben, das wars dann erst mal von meiner Seite. Ein paar Bilder werde ich noch nach und nach einfügen, wenn ich sie auf dem Laptop habe. 

Ich wünsche euch allen viel Glück und Gesundheit - Drücke jedem die Daumen, der vor Entscheidungen steht, den für sich perfekten Weg zu gehen!

Und denkt dran: Das Glück liegt direkt vor den Füssen - man muss es nur erkennen!

In diesem Sinne

Lieben Gruß Nicole

 

Nachtrag - Leider kann ich auf die Nachrichten über das Kontaktformular nicht antworten. Wer also eine Rückmeldung möchte, bitte Email angeben :)



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